72 Stunden Paris – Kaffee, Kunst, was kaufen und noch ein Kaffee

72 Stunden Paris – Kaffee, Kunst, was kaufen und noch ein Kaffee

Angst vor Paris ist weit verbreitet, aber völlig unbegründet. Bei Schönwetter genügen ein enthusiastisch in die Gegend gestreutes “Houlala” und “Merci” und eine Fahrt mit den Bateaux Mouches zum Akklimatisieren. Bei Schlechtwetter einfach genug Zeit für Kaffee, Croissants, Bier, Burger und Haarerichten im Spiegel einplanen. Voilà, c’est tout.

Wohnen

Wohnen ist in Paris so eine Sache. Ob Hotel oder Airbnb, einstellen sollte man sich, so man nicht das ganze Geld für luxuriöse Logis rauspfeffern will, auf klaustrophobische Zustände. Zimmer und Wohnungen sind im Allgemeinen so dimensioniert, dass man sich zu zweit nahe kommt wie nie und lernt, beim Bett seitlich auf der großen Zehe balancierend rauszusteigen, nachdem man am Abend vorher überm Kneißen des Sofa-Aufklappmechanismus herrlich eingeschlafen ist. Aber wegen großer Wohnungen fährt eh niemand nach Paris, es geht ja um das Draußen.

Cafés & eine Bar

Café Suédois

11 rue Payenne (Institut Suédois), 75004 Paris
Mitten im Marais liegt das schwedische Kulturinstitut, in dessen Garten man grandios (und für Pariser Verhältnisse günstig) spät frühstücken kann. Vielleicht zu Hause schon einen Kaffee vortrinken, was ich mich erinnern kann, sperrt es nicht allzu früh auf. Die Möbel drinnen sind von IKEA, man fühlt sich wohl. Den allseits empfohlenen Karottenkuchen hab ich nicht gegessen, alles Pikante ist knackfrisch und hervorragend.

Café Kitsuné

51 galerie de Montpensier, 75001 Paris
Eigentlich logisch, dass das Lokal im Arkadengang neben dem Palais-Royal gleich schmal ist wie die Kitsuné-Shirts und -Jeans. Man hat ständig das Gefühl, man wirft gleich was um oder steht im Weg. Kaffee mitnehmen ans schöne Wasserbecken draußen oder eine Etage tiefer an einen Tisch setzen und im Monocle blättern, das gibt’s wie andere schöne kleine Dinge dort zu kaufen. Auslassen: die Leinenbeutel, die sind extrem überteuert.

Ten Belles

10 rue de La Grange aux Belles, 75010 Paris
Noch ein eher schmales Café, das sehr schön in der Nähe von Wasser liegt. Blick auf den Canal Saint Martin hat man vom Ten Belles aus zwar nicht, aber den richtet man eh besser auf die Sandwiches und Kuchen am Teller. Handgeschupfte Kaffeebohnen, Kannen und den ganzen Chemex-Schnickschnack gibt’s auch zu kaufen.

Pop In

105 rue Amelot, 75011 Paris
Grandios unprätentiöse Bar, die von der Stimmung her irgendwie an das Wiener Chelsea erinnert, ohne die angesoffene Wochenendpartycrowd. Das Bier ist günstig, zum Essen gibt es nichts, man darf aber sympathischerweise was mitbringen und dort jausnen. Der sehr empfehlenswerte Burgerplace am nahen Boulevard Beaumarchais hat derzeit grade wegen Umbauarbeiten geschlossen.

Essen

L’As du Fallafel

34 rue des Rosiers (Rue des Ecouffes), 75004 Paris
Sieht ein bissl aus wie eine Imbissbude, ist auch ähnlich voll. Man sitzt Ellbogen an Ellbogen und bekommt ungefragter mit, was die Tischnachbarn gerade so freut oder bedrückt. Die Falafel sind super, der Wein auch.

Bar Demory Paris

62 rue Quincampoix, 75004 Paris
Burger, Burger, Burger und Bier, günstig gelegen, gleich hinter dem Centre Pompidou.

Le Derrière

69 rue des Gravilliers, 75003 Paris
Liegt versteckt im Hof. Drinnen wie ein Filmset von Almodóvar (muss man mögen, ich mag es nicht), draußen extrem schöner Gastgarten. Unbedingt reservieren, sonst steht man unmotiviert herum und muss sich von der Boboklientel mustern lassen. Sehr gut, wenn auch nicht günstig.

Shoppen

Merci

111 boulevard Beaumarchais, 75003 Paris
Was Colette für Gewand, ist Merci für den Haushalt. Nur extrem viel günstiger und sympathischer und weniger überlaufen. Mitnehmen, was in den Trolley passt! Daheim ärgert man sich sonst, dass man die kleinen Duralex-Gläser und den schwarzweiß gesprenkelten Email-Suppenschöpfer jetzt NICHT hat. (Email wie das Material, es ist kein USB-Slot an dem Küchenutensil.)

& Other Stories

277 rue Saint-Honoré, 75008 Paris
Ja, es gibt viele andere Geschäfte auf der rue Saint-Honoré. & Other Stories hat aber die besten Schuhe und das beste Make-up. Warum ich davor eine kleine Nervenkrise hatte und auf der Stelle das Land verlassen wollte, erzähle ich gern persönlich.

Uniqlo Le Marais

39 rue des Francs-Bourgeois, 75004 Paris
Damit man Uniqlo einmal gesehen hat. Wie H&M, nur anders.

Kunst

Palais de Tokyo

13 avenue du Président Wilson, 75016 Paris
“Da ist eine Kunst”, sagt eine Freundin von mir gern bei solchen Gelegenheiten. Alles am Palais de Tokyo ist eine Kunst. Egal, welche Ausstellung aktuell läuft, ein Ticket kaufen (kostet nicht die Welt) und reingehen. Das Gebäude ist sensationell, vor allem die Ausstellungsräume im Souterrain, die ausschauen wie eine Parkgarage. Der Weg hin verläuft übrigens an einer der schirchsten und lautesten Straßen von Paris, der Eiffelturm ist gleich ums Eck, Millionen Touristen auch, das nur zur Warnung.

Musée Rodin

79 rue de Varenne, 75007 Paris
Malerisches Gegenstück zum Palais de Tokyo, vor allem der Garten haut einen auch beim wiederholten Besuch immer wieder um. Alle Klassiker von Rodin schauen in Wirklichkeit noch tausend Mal eindrucksvoller aus. Wenn geht, online ein “Billet Coupe-File” kaufen, dann erspart man sich das Anstellen.

Draußen sein

Parc Floral de Paris

Route du Champ de Manoeuvre, 75012 Paris
Faustregel: Paris ist am schönsten, wenn man sich vom Wetter und den Temperaturen her auf den Boden setzen kann. Sehr empfehlenswert ist ein Picknick im Parc Floral. Der Anmarsch ist ein ziemlicher Hatsch, aber es zahlt sich unbedingt aus. Und weil es Frankreich ist, darf man schon zu Mittag und neben dem Kinderspielplatz Wein trinken, es stört niemanden, herrlich.

Bateaux Mouches

Auch wenn hinter einem die fünfzigköpfige chinesische Reisegruppe drängt, deutsche Touristen ALLES besser wissen, was der Tourguide durchs Mikro erklärt, und das Kind vor einem plärrt, dass es die Nôtre-Dame erweicht: Paris vom Wasser aus muss sein. Vorher aufs Klo gehen, die Fahrt dauert über eine Stunde, das kann einem gegebenenfalls sehr lang vorkommen, an der Ablegestelle en passant noch eine kleine Flasche Champagner kaufen und sich nicht genieren, dort zu fotografieren, wo alle fotografieren. Es ist Paris. Solange man kein verdammtes Vorhängeschloss an eine Brücke hängt, ist alles erlaubt.