Best of Blue - Große Modemomente in Denim

Best of Blue - Große Modemomente in Denim

Erschienen in INDIE #44, Herbst 2014

Wenn Celebritys, Designer und Werbefilmer blau machen, muss nicht immer gleich ein desaströser Double-Denim-Doppelpack namens Britney und Justin dabei rauskommen. Legendäre Looks, coole Kampagnen, an die man heute noch denkt, und das beste Jeansteam der Welt.

Als Katy Perry und Riff Raff bei den diesjährigen Video Music Awards in nietengespicktem Patchworkdenim vor die Kameras traten, war er wieder da. Dieser grelle, schmerzhafte Moment des Fremdschämens, wie man ihn seit Britneys und Justins „Texas Tuxedo“-Freakout 2001 nicht mehr empfunden hatte. Corsagenkleid, viel zu weites Sakko, Jeanshut, auf ewig ins kollektive Modeunterbewusstsein gebrannt. Dabei zählt doppelter, ja dreifacher Denim – Jacke wie Hose wie Hemd – unbestritten zum Schönsten, was der dicht gewebte blaue Stoff so hergibt. Denkt man zum Beispiel an Phoebe Philos schlichte, an Scrubs erinnernde Zweiteiler aus der Céline SS11 Kollektion oder an den sanft schimmernden Indigo, den Miuccia Prada für Miu Miu 2013 zu „Mad Men“-artigen Kostümen verarbeitete. Serge Gainsbourg, funkt das Langzeitgedächtnis auch schon messerscharf dazwischen, wo wäre Denim heute ohne die Gainsbourgs – das wahrscheinlich beste Jeansteam aller Zeiten? Serge und die ganz junge Charlotte in Quadruple-Denim. Jane mit Jeans und Birkin-Bag, einer damals unerhörten Kombination aus Casual und Luxus. Und schließlich Jane am Cover von Serges Album „Melody Nelson“ – in Bell Bottoms, wie sie selbst Victoria Beckham heutzutage nicht modemutiger über die Pflastersteine schleift. Wo sind überhaupt die Zeiten, als ein einziger Jeanswerbespot jemanden über Nacht berühmter als berühmt machen konnte? Die blutjunge Brooke Shields und der testosterongetrieben um die ebenfalls blutjunge Kate Moss herumgockelnde Mark Wahlberg für Calvin Klein, ebenso unvergessen wie Claudia Schiffer und Laetitia Casta für Guess. Von den fantastischen Levi’s-Spots unter der Regie von Michel Gondry, Spike Jonze oder Jonathan Glazer ganz zu schweigen. Ähnliche Gänsehaut wie bei Glazers „Odyssey“-Clip – ein Mann und eine Frau rasen durch ein Gebäude, brechen Kopf voran durch Wände, Ziegel splittern, Händels Sarabande tost, kurzes Innehalten, ein Blick, unmerkliches Nicken, dann springen sie hinaus, in den Abgrund – stellt sich nicht oft ein. Und doch gelingen immer noch großartige Kampagnen, die einem wohlmeinende Freundinnen in der Sekunde des Plakatiertwerdens aufs Handy schicken, etwa die mit Adam Driver aus „Girls“ für Gap oder die mit Vincent Gallo für G-Star Raw. Unverhofft dick zurück ins Gespräch brachte sich Denim übrigens unlängst durch einen Sager von Levi’s-Boss Chip Bergh. Seine Jeans hätten seit mittlerweile über einem Jahr keine Waschmaschine mehr von innen gesehen, schockierte Bergh das Publikum bei einer Konferenz zum Thema Nachhaltigkeit. Denim, ewiger Stoff für Mythen, Moden und memorable Momente. Wird wohl auch noch eine Zeitlang so bleiben.

Foto: Tony Frank via Tumblr