Fictional Style Icon: Maryann Thorpe
Erschienen in material girl #22, Sommer 2013
Wir geben’s zu, wir haben unsere frühe Jugend zwar nicht hauptsächlich, aber doch schon zum Gutteil vor dem Fernseher verbracht, um dabei, neben vielen anderen lebenswichtigen Dingen, auch unseren noch eher brachliegenden Modegeschmack zu schulen. Hilfe bei dieser heiklen Aufgabe leisteten vor allem die Sidekicks von TV-Serien-Hauptdarstellern – ideale Kompagnons, weil nicht so belastet mit der Mission, die ganze Chose zu schaukeln, nicht ganz so moralisch korrekt und, wie im Fall von Maryann Thorpe (Christine Baranski) aus „Cybill“, in erster Linie trinkfest und unerschrocken. Was sofort zu kultischer Verehrung unsererseits führte, bevor wir noch wussten, wie man Gin Tonic eigentlich schreibt. Maryann also war nicht nur beste Freundin der immer leicht verhuschten Cybill (Cybill Shepherd), sondern auch begnadete Powerdresserin. Breite Schultern, hysterische Farben, Miniröcke, Betonfrisur, Muster, die kleine Kinder verschrecken. Und unlängst dachten wir in einer stillen Stunde der Andacht drüber nach, was Maryann – „Cybill“ wurde leider 1998 eingestellt – wohl heute so tragen würde, hätten wir ein Wort mitzureden. Roland Mouret mit Sicherheit, einen forschen Zweiteiler in zinnoberrot, mit Schultern bis drüben und Rockschlitz bis dort. Oder, an sanfteren Tagen, das drapierte Faltkostüm von Christopher Kane, ein weichrosa Marshmallow mit Ecken und Kanten und ohne Bluse. Und natürlich was von Balmain, extrem kurz, extrem ausgeschnitten, extrem gemustert in schwarzweißem Extremharlekinkaro. Ein Outfit wie geschaffen für jede Bar dieser Welt und Cocktailflecken drauf so gut wie unsichtbar. Cheers to that.
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