Gwand, Leiberl, Janker, Töffla: Ein österreichisches Modeglossar

Gwand, Leiberl, Janker, Töffla: Ein österreichisches Modeglossar

Wie massiv sich die österreichische von der deutschen Sprache unterscheidet, merkt man am schnellsten beim Essen und in der Mode. Schon das kleine Wort „Leiberl“ stößt jenseits der heimischen Landesgrenzen oft auf Unverständnis, von elaborierteren Fachausdrücken wie „Pepi“, „Fifi“ und „Kombinäsch“ ganz zu schweigen. Das folgende Glossar soll Einblicke in das spezifisch Österreichische in der Mode geben und enthält einen der schönsten Austriazismen überhaupt: „Busenhalter“.

Aufgmascherlt

Aufgebrezelt, sehr chic angezogen. Interessant, dass man dies in Österreich mit einem Mascherl verbindet, in Deutschland mit einer Breze.

Aufischoppm

Von „hinaufschieben“. Gerne in Verbindung mit sehr breiten 80er-Jahre-Taillengürteln verwendet. „Des miassn’s daunn no aufischoppm“ soll heißen, dass Shirts, Kleider, Pullis nach dem Anlegen des Gürtels etwas nach oben gezogen werden müssen, damit sie schön blusig fallen.

Augengläser

Leider kaum mehr gebräuchliche Bezeichnung für Brillen. „Geh Vati, host meine Gläser gsehn?“ (Hallo, lieber Ehemann, hast du meine Brillen gesehen?)

Ausgstöt

Von „ausgestellt“. Ein nach unten hin weiter werdendes Hosenbein. Eine „ausgstöte Hosn“ ist eine Schlaghose.

Beatle, Gammler, Schlurf

Hipster vergangener Dekaden.

Bemmelhaum

Eine Mütze mit Bommel. Siehe auch Pudelhaum.

Blue Jean Housn

Jeans. In meiner Kindheit in der Oststeiermark oft noch verstärkt durch „blau“: „a blaue Blue Jean Housn“.

Bock

Derbe Schuhe.

Busenhalter

BH. Eins der schönsten Wörter überhaupt.

Endel

Versäuberter Stoffrand.

Feschak

Beau, schöner Mensch.

Fetzen / Fetzn

Kleidung, Klamotten, „Gwand“. Nicht zu verwechseln mit „an Fetzn ham“, was entweder „betrunken sein“ bedeutet oder „die Schulnote Nicht Genügend haben“.

Fetzenmarkt

Flohmarkt.

Fetzntandler

Ein Mensch oder ein Geschäft, das Kleidung verkauft.

Fifi

Warme, oft wollene Unterhose mit angeschnittenem Bein.

Fühzbodschn

Hausschuhe aus gewalktem Filz. Zeichen für gesetzten Lebenswandel.

Glatzentischler

Friseur.

Gschneizt und Kampelt

Die Deutschen pellen sich aus dem Ei, wir schneuzen und kämmen uns.

Gspritzt

Posh. Ein Mensch kann „gspritzt“ sein oder auch ein Lokal/Event. „Gspritzte“ Männer erkennt man an ihren genagelten Schuhen, „gspritzte“ Frauen an ihrer Botoxmimik.

Gwand

„Klamotten“ können „Gwand“ einfach nicht das Wasser reichen. Wichtig: der Unterschied zwischen dem generischen „Gwand“ („I hob ka Gwand“ bedeutet „Ich hab nichts anzuziehen.“) und dem spezifischen „Gwandl“ („Do brauch i no a Gwandl.“ bedeutet „Für diese Gelegenheit brauche ich noch ein passendes Outfit.“)

Haftschalen

Kontaktlinsen.

Hansch

Handschuhe.

Hardcoreschlapferl

Bis zum Knöchel gehende Converse. Wegen ihrer Beliebtheit in der Früh-Neunziger-Hardcoreszene.

Holbschuah

Bis zum Knöchel gehende Schuhe. Trug man früher in den Monaten mit „r“ nicht.

Janker

Typische Jacke im Trachtenstil mit Metall- oder Hirschhornknöpfen, manchmal auch mit Riegel oder Kellerfalte am Rücken. Die derbere Variante „Walkjanker“ ist aus Loden gemacht.

Jopperl

Jedwede Art von Jacke.

Kittl

Ärmelloses Hauskleid, vorne geknöpft, mit Taschen. Mittlerweile leider fast aus dem Kleidungsrepertoire verschwunden.

Kombinäsch

Altmodisches Unterkleid, oft mit verstärktem Büstenteil. Eine Kombinäsch kauft man im Wäschegeschäft.

Knöpfeln (= knöpfen)

Das Österreichische liebt den Diminutiv – Busserl, Kipferl, Sackerl –, bei Verben wird in Analogie gern ein „l“ eingefügt. Klingt charmanter und ist ein deppensicherer Aussprachetest, um festzustellen, ob jemand aus Deutschland kommt.

Kropfbandl

Von Frauen eng um den Hals getragenes Trachtensamtband, das den Kropf umschließt.

Kuttn

Parka.

Lederhäudl

Lederjacke.

Leiberl

T-Shirt, Langarmshirt. Alles, was nicht Bluse oder Hemd ist. Ein „Wife Beater“ heißt in Österreich „Ruderleiberl“, weil wir keine Frauen schlagen, sondern uns im emotionalen Notfall offenbar lieber in ein Boot setzen.

Mascherl

Schleife, aber auch Fliege.

Meschen

Blondierte Strähnen. Verschleifung des französischen „Mèches“.

Mokkassin

So heißen in Österreich verwirrenderweise nicht die Raulederindianerschlapferl, sondern die Collegeschuhe mit Quastln.

Patschn

Hausschuhe. Wurden in der Schulzeit im so genannten „Patschnsackerl“ aufbewahrt, das Klassenzimmern und Schulgarderoben ihren besonderen Flair verlieh und einen wie der Geruch von Extrawurstsemmeln sofort in die Kindheit zurückversetzt. Die Madeleine Österreichs.

Pepi

Perücke bzw. Toupet. Vermutlich auf Kaiser Josef II. zurückzuführen, der sein schütter gewordenes Haupt unter einer Perücke verbarg. „Pepi“ ist die österreichische Koseform von „Josef“.

Pfoat / Pfoad

Vermutlich eine Ableitung aus dem aus dem Gotischen, paida, und aus dem Griechischen, baíté. Bezeichnet ein kragenloses, weitgehend schmuckloses Hemd aus Leinen.

Pluderhosn

Weite, pludrig geschnittene Hose. Meist despektierlich verwendet.

Pudelhaum

Eine Mütze mit Bommel. Siehe auch Bemmelhaum.

Quastln

Troddeln. Davon abgeleitet: „Quastlschuhe“, Collegeschuhe mit Ledertroddeln.

Reindlschnitt (= Topffrisur)

Kurzhaarfrisur mit Pony und kurzem Nacken. „Reindl“ bedeutet „Topf“, ein Reindlschnitt entsteht folglich dadurch, dass man jemandem einen Topf aufsetzt und rundherum schneidet. Obsessive Fantasie meiner Kindheit.

Rock

Ländlicher Ausdruck für „Sakko“. Hat mich als Kind in eine Genderverwirrung gestürzt, als ich hörte, dass der Großvater der Nachbarskinder am Sonntag in die Kirche seinen „Rock“ anzieht.

Röhrlhose

Skinny Jeans. In den 1950er-Jahren, als die Mode der engen Hosen erstmals aufkam, trug man dazu „Spitzkurbler“, geschnürte spitze Männerschuhe.

Sackl

Ländlicher Ausdruck für „Sakko“.

Sacktiachl

Taschentuch aus Stoff. Siehe auch Schneizfahne.

Schlapfm

Pantoffeln, Hausschuhe, lascher Mann („Sei net so a Schlapfm.“).

Schneizfahne

Taschentuch aus Stoff. Siehe auch Sacktiachl.

Schnürlsamt

Feiner Cord.

Schoss

Ländlicher Ausdruck für „Rock“.

Schuach

Schuhe. Besonders schön ist die steirische Kombination „orausche Schuach“ (orangefarbene Schuhe).

Schuabandl

Schnürsenkel.

Spenzer

Kurze, bis zur Taille gehende Jacke. Das Damenmodell liegt eng an und ist vor allem in der Trachtenmode verbreitet, das Herrenmodell war in den 1980ern bei Schlagersängern äußerst beliebt. Hoffentlich ausgestorben.

Stöckl

Schuhabsatz. „Mit dem Stöckl kann i net gehn.“

Stutzen

Kniestrümpfe.

Töffla

Clogs, Holzpantoffeln. Namensgebend war das Modell „Töffler“ der Firma Berkemann, das in den 1970er-Jahren sehr en vogue war und vor allem zu ausgstöten Blue Jean Housn getragen wurde. Rasend unbequem und für Millionen gezerrter Bänder verantwortlich.

Übergaungsjackn

Leichte Jacke, oft imprägniert, gern im Blousonschnitt. Mittlerweile ebenso verschwunden wie der saisonale Übergang von Frühjahr auf Sommer bzw. Herbst auf Winter.

Untergatti

Auch: Unterflak. Unterhose. Eins der grauslichsten Wörter überhaupt.

Wetterfleck

Langer, vorne geknöpfter Umhang aus Loden mit seitlichen Durchgriffen für die Arme.

Zipp

Reißverschluss. Mon dieu, wir reißen doch nicht an unserem Gwand, wir zippen.

Und wie spricht man das Ganze jetzt aus?

Da uns die richtige Aussprache sehr am Herzen liegt, gibt es hier das gesamte Modeglossar zum Nachhören und Nachsprechen: