Schön von außen: Dark Places von Gillian Flynn

Schön von außen: Dark Places von Gillian Flynn

Bei Büchern verhält es sich anders als bei Gewand: Schwarz verzeiht nichts. Fettige Fingertapper verunstalten ein Paperbackcover oft schneller, als man den Titel aussprechen kann. „Dark Places“ von Gillian Flynn sieht also schon recht mitgenommen aus, obwohl ich erst bei Seite 73 halte. Wäh.

Dabei wäre der unbefleckte Einband eine Augenweide. Mattschwarzer Hintergrund, Titelschriftzug und Autorinnenname in Grellgrün, von links unten wuchert eine Ährenwiese unheilschwanger ins Cover. Unheilschwanger, weil ins Hell-Dunkel-Negativ verkehrt. Unheilschwanger, weil ins helldunkle verkehrte Ährenwiese andeutet: ländliches Amerika ohne Idyll. Wertbeständig, waffentragend, wohlgenährt, weit vom Schuss. Menschen mit guten Absichten und schlechten Lebenschancen. Die, die ausbrechen wollen, landen im Ährenfeld.

Noch unheilschwangerer die Tagline über dem Titel: „Home Is Where The Lies Are…“ Wäre im Fall von Gillian Flynn nicht unbedingt notwendig, schließlich ist die Bestsellerautorin seit ihrem Debüt „Sharp Objects“ dem Grauen, das zu Hause, in der Familie, lauert, auf der Spur und hat sich spätestens mit ihrem dritten Roman „Gone Girl“ als zynische Anti-Rosamunde-Pilcher etabliert.

„From the Author of Gone Girl“ pappt dann auch hier, bei der Neuauflage ihres zweiten Romans „Dark Places“, unübersehbar und verkaufsfördernd in der rechten unteren Ecke. Der grellorange Sticker ist keiner, sondern aufgeprintet und kann nicht heruntergekletzelt werden. (Interessant, dass online eine weitere Titelvariante zu finden ist, mit der Zeile „From the Author of Gone Girl“ über dem Titelschriftzug und einem Zitat von Stephen King – „Sharp, acerbic and compelling“ – im Sticker rechts unten).

Die Rückseite wie üblich mit anfetzender Kurzbeschreibung, hymnischen Ein-Satz-Kritiken und ISBN-Code. Kein Autorenfoto. Das Ährenfeld wuchert, grauschwarz und unauffällig, im Hintergrund weiter. Neben dem ISBN-Code ein kleiner Hinweis „With Reading Group Notes“, die dazugehörigen Anmerkungen für Flynn-Lesekreise finden sich mit ein paar freien Seiten für Notizen im Anhang des Buchs.

„Dark Places“ ist optisch so schön wie inhaltlich verstörend, ich schaffe immer nur zehn Seiten auf einmal und muss es dann wieder weglegen. „Horribly fascinating“, schreibt die Daily Mail. Ich lese es mit Charlize Therons Stimme im Ohr, die Verfilmung (mit Theron in der Haupt- und Chloë Grace Moretz, Nicholas Hoult, Christina Hendricks und dem sensationellen Tye Sheridan in weiteren Rollen) heb ich mir noch auf, bis ich endlich durch bin. Der Einband schreit jetzt schon um Hilfe.