Schön von außen: Palo Alto von James Franco
Wenn nicht ein Buch von James Franco nach dem Cover beurteilen, welches dann? Ein Hoch auf die Schauwerte.
Ein Buch von James Franco muss schön sein, vielleicht eher so auf den zweiten Blick, nicht zu offensichtlich, leicht verhuscht, ein Buch mit bekifftem Lächeln und halbgeschlossenen Lidern, beiläufig cute, nicht laut, etwas angeschmuddelt, auf nebenbeie Weise interessant.
Es ist ein Taschenbuch, damit der Briefträger nach der Bestellung beim Onlinehändler weniger schwer zu schleppen hat und es mir beim kurzen Wegdösen während des Lesens im Bett sanfter aufs Gesicht fällt als ein Hardcover.
Die Farben des Covers gelb und metallictürkis, „James Franco“ und „Palo Alto“ in Versalien freistehend auf Gekritzel aus Kugelschreiberlinien. Ich denke an Herbert Hinteregger und daran, wie viele BIC-Kugelschreiber er in seinem Leben wohl schon vermalt hat, und an diese grandiose Ausstellung im kleinen Georg-Kargl-Schauraum weiter unten auf der Schleifmühlgasse, wo Hinteregger die für die großen Arbeiten leer gekritzelten Kugelschreiberhülsen zu Hunderten in den Raum montiert hat.
Das Gekritzel hat natürlich einen Sinn, es sind die Strahlen von Autoscheinwerfern, das Auto selbst könnte von einem begabten Volksschüler gezeichnet worden sein (also von mir, mein Talent zum Bildnerischen entspricht ungefähr dem, was man beim Musikhören als Schweinsohren bezeichnet). Auf der Kühlerhaube in krakeliger Handschrift eine hymnische Kritik aus dem Observer, das klingt jetzt genauso prätentiös wie Francos Tausendsassaanwandlungen, mir ist es wurscht, ich mag ja immer alles, was er macht. Aber ich mochte ja auch schon Harmony Korine. Rechts unten in der Coverecke zwei ffs, faber and faber, kleiner Lieblingsverlag.
Der gekritzelte Scheinwerferstrahl zieht sich über den Buchrücken weiter auf die Rückseite, dort vier Kurzkritiken von Elle bis Economist. Dreieinhalb Zeilen lang die Elle, drei Wörter der Economist, sagt das was über weibliche Geschwätzigkeit und männliche Lakonie? Was weiß ich. Unten in der Mitte die übliche ISBN-Strichcodepletschn, links davon ein unscharfes Autorenporträt in Schwarzweiß, wie sonst.
Die Haptik von Palo Alto ist phänomenal, man möchte es anziehen, sich drauflegen, hineinbeißen, es biegen. Es ist kuschelig, mitteldick und recht leicht. Wäre das Buch ein Freund, dann der, mit dem man zuerst was essen geht, dann vor lauter Reden zu viel trinkt und noch vor Mitternacht unvermittelt abstürzt. Ein Glücksgriff, dieses Palo Alto, und noch besser, dass es innen hält, was es außen verspricht.
Foto: Amazon