Viennale 2013 Recap: Joe
Es wäre ganz einfach, „Joe“ gut zu finden, hätte man die letzten Jahrzehnte unter einem Stein verbracht und keinen einzigen Film über die US-Südstaaten gesehen.
Hat man das allerdings getan und noch dazu ein paar einschlägige Bücher gelesen und TV-Serien angeschaut, dann hat man mit „Joe“ so seine Probleme. David Gordon Green packt in das Feel-Worst-Drama nämlich alles rein, was es an popkulturell aufbereiteten Südstaatentopoi so gibt. Dreckige Männer, dreckige Häuser, dreckige Biografien. Armut, Rassismus, Alkoholismus. Kinder ohne Kindheit, Frauen ohne Hoffnung, Gewalt ohne Schranken.
Es wird gesoffen, geprügelt, geschrien, getorkelt, gearbeitet bis zum Umfallen, ausgebeutet ohne Ende. Zivilisation, where art thou.
„Joe“ wäre also kaum auszuhalten, gäbe es da nicht Nicolas Cage. Nicolas Cage, dem die Dreckswelt wieder mal ihr Gewicht auf seinen seit „Bad Lieutenant“ immer krummer werdenden Buckel hievt. Nicolas Cage, dessen Haarschnitt weh tut. Dessen Bart zerzauster ist als das Fell tausender räudiger, im nächsten Tümpel ertränkter Katzen. Dessen Blick bald gar nicht mehr unter den Lidern hervorkriecht. Der immer ramponierter durch das öde Texas randaliert. Bis er schließlich auch diesen Film rettet.
Hervorheben muss man, neben der unglaublich tragisch-desolaten Geschichte des Gary Poulter, allerdings auch Tye Sheridan. Wie der knapp 17-Jährige an der Seite von Cage besteht, ist eine stille Sensation. Somebody to watch, schreibt da die Lifestylepresse gern. Wir bleiben dran.
Foto: Cinematon